So, da bin ich nun! …wieder? Endlich? Oder, wieso eigentlich?
43 Jahre alt, Mutter von zwei Jungs, verheiratet, mit den Höhen und Tiefen des Lebens gesegnet, geplagt von Fernweh, schwanke ich notorisch zwischen Dankbarkeit und inneren Aggros gegen meine Eltern, der Gesellschaft und dem Bildungssystem. Meine Sehnsucht nach innerem Frieden lässt mich zwar verzweifeln, aber im gleichen Moment empfinde ich eine tiefe Verbundenheit mit dem Universum und spüre mein Ommm. Mal zwischendurch gefragt; Bin ich zu alt für pinke dauergewellte Haare? Ist das Midlife Dingens oder einfach nur endlich-tun-wonach-mir-ist und darauf scheibenkleistern, was andere denken? Ist es am Ende das gleiche?
Was lässt mich so hastig durch das Leben dümpeln? Eine Reise durch meine psychischen und emotionalen Verwirrungen enden in einer Gefühlscollage aus grellen Glaubenssätzen, verschwommenen Wünschen und verschmierten Angstablagerungen. Ich lasse mich auf verschiedene Methoden und Ansätze ein, von denen ich erwarte, dass ich ein yedisches Dasein erreichen kann. Ob Yoga, Meditation, Kakao Zeremonie, Ecstatic Dance, meine eigene one woman tribal dance Party zu Hause, lautstarkes Singen von türkischen Arabesk-Songs, Hypnose, Ayurveda, Feng Shui, Journaling, Wolkenauflösen oder einfach mal Löcher in die Luft starren. Es vergeht so viel Zeit damit, dass ich mir selbst Druck mache und auf den Moment warte, in dem ich sagen kann „So, jetzt endlich. Ich bin erwacht!“ Sehr oft enden meine Bestrebungen in einer Sackgasse. Oder habe ich das Ziel endlich erreicht?
Nope. Es liegt doch auf der Hand:
Meine innere Kanakin muss Heimat finden!
Zwischen Çay, Çekirdek und dem alltäglichen Wahnsinn und Unsinn des Lebens starte ich jetzt mal in die praktische Umsetzung. Was genau? Das weiß ich selbst noch nicht.
Mit Neugier und Gefühl lasse ich mich leiten und bin gespannt, was auf mich zukommt oder was ich so anziehe. Zumindest weiß ich eins! Irgendwie weiß ich noch nicht recht, wonach ich suche. Einige Zeit habe ich damit vertrödelt, mir spirituelle Gurus oder sogenannte Lifecoaches a la „Glaub an Wunder und es werden Wunder geschehen!“ Steh auf, strecke deine Arme gen Himmel und sag „YES! YES! YES! – und dein Leben wird sich ändern!“ Sorry an mich selbst. Ich muss zugeben, ganz ohne diesen Wunderglauben kann ich nicht. Es ist aber anders. Nicht so stereotyp, vielmehr sinnreich mit einer stärkeren realistischen Komponente.
Zum einen möchte ich klarstellen, dass ich 100% spirituell bin, und ja auch esoterische Ansätze und Praktiken reizen mich. Dennoch bin ich der Ansicht, dass das alles kein Zauber ist oder alles nur mit reinem Glauben geschieht.
Reminder to myself: Eigentlich ist alles möglich! Du musst nur ein Ziel und einen (passenden :D) Plan haben, dann die ersten Schritte wagen. Und wenn du das sogenannte Mindset änderst, klar, dann erkennst du auch, dass vieles von dem, was du vorher als negativ oder gefährlich eingestuft hast, entweder dramatische Auswirkungen haben kann oder je nachdem, wie du auf die Sache schaust, resultiert daraus eine Lektion oder eine zerstörerische Konsequenz.
Diesen Reminder brauche ich nicht. Ich bin sowieso überzeugt, dass jede und jeder fähig ist, großartige Ideen zu verwirklichen. Was anderen fehlt, weiß ich nicht. Das wäre eine pauschale Ferndiagnose. Bei mir handelt es sich um einen bedeutenden Faktor: Zeit! Oh du liebe Zeit. Ich habe zu viele Ideen, die sich anstauen und wie verknotete Wollfäden anfühlen. Beim Schreiben ist es manchmal auch so 😀
Meine Texte haben nicht immer einen ersichtlichen roten Faden. Also kann es passieren, dass du am Ende mehr weißt, als du es nötig hast oder wissen wolltest. Irgendetwas in mir fühlt sich magisch angezogen von Dingen und Themen, die den Anschein erwecken, gar keinen Zusammenhang zu haben. Wer weiß? Wenn ich noch einmal darüber nachdenke, zeichnet sich eine Vermutung aus meinem nebulösen Gehirnareal im hintersten Eck der unbedeutenden Kompetenzzone. Da muss ich noch einiges abstauben und polieren, um etwas zu erkennen und schließlich könnte es sein, dass ich beim näheren Betrachten vom Glanz meiner Talente erblinde.
Yep! Wo war ich stehengeblieben und was wollte ich eigentlich schreiben? Denn eigentlich ist das Wort eigentlich ein eigentliches Problem des eigentlichen Sammelsuriums meiner fehlenden Erkenntnis. Kapisch? Nö! Macht nix. Es geht nicht immer darum, alles zu verstehen. Zumindest, nicht sofort. Lass es einfach auf dich wirken und schau, was dann passiert? Nämlich nix 😀
Ich bin wie jede und jeder andere auch perfekt unperfekt und trotzdem strebe ich nach Perfektionismus. Daher verliere ich sehr sehr sehr sehr viel Zeit dafür, mir Gedanken zu machen, anstatt zu handeln.
Im Durchforsten, Beleuchten und Analysieren meiner Biographie bin ich mittlerweile Expertin geworden „Wer bin ich, warum bin ich, was ist meine Berufung?“ Manchmal möchte ich mir selbst eine mitten ins Gesicht knallen, damit ich aufwache! Ich bin so müde von meinem Wunsch nach dem so heiß begehrten „Erwachen“!
Ob ich nun meditiere, unsere Wohnung räuchere oder mit Gedanken jongliere, im Endeffekt ist es doch völlig egal, was ich tue und schnuppe, ob spirituell, esoterisch oder agnostisch. Zwischen all den to do’s habe ich das Gefühl zu ersticken. Dann ist da noch meine innere Kanakin, die immer wieder zuruft „hey, noch einen Çay bitte!“ und genau mit ihr möchte ich Frieden schließen und mich auf ihre Denk- und Sichtweise einlassen. Habe ich sie zu lange ignoriert oder wollte sie sich noch nicht zeigen? Das klingt wahrscheinlich etwas schizophren, aber sie ist so real, dass ich nun anerkenne, dass sie und ich ein WIR ergeben. Gemeinsam sind wir kanakisch, praktisch, gut und ergeben ein kaleidoskopisch, wunderbares ICH!
Vor vielen Jahren, es müsste 2009 gewesen sein, saß ich in einem Kebab-Imbiss in Istanbul Besiktas. Ich wohnte in dem Haus gegenüber, teilte mit einer Freundin die Wohnzimmercouch einer Kollegin und lebte in den Tag hinein. Natürlich hatte ich auch Zeit für vernünftige Dinge, wie z.B. arbeiten. Istanbul ist fantastisch, um spontane Bedürfnisse zu stillen. Manchmal ist es der Hunger, der sich plötzlich meldet. Es war schon spät. War das nach Mitternacht oder trügt mich meine Erinnerung? An was ich mich aber sehr gut erinnern kann, ist die seidig wohle Temperatur und mein neongrünes DIN A4 Notizbuch, das ich dabei hatte. Viele Seiten nutzte ich für meine unsortierten Gedanken, die ich durch ein Mindmap visuell strukturieren konnte. Am Ende sah es teilweise aus wie ein Irrgarten. Ich liebte es, mich kreativ auf meinen inneren Monolog einzulassen. Hier blitzte etwas aus mir wie eine mentale Geburt, mein Ideenbaby!
BRICOLAGE IDENTITY!
Was ich zunächst daraus machte, war ein Blog auf Türkisch. „Heartstrings of a Bricolage Identity“ Ich hatte noch keinen Laptop mit türkischer Tastatur. So kreierte ich eine eigene Schreibweise. 2009! Das ist nun 14 Jahre her???!!! Uffff. Was ist in all der Zeit passiert?
Tja, da kommen wir nun zum Anfang:
42 Jahre alt, Mutter von zwei Jungs, verheiratet, mit den Höhen und Tiefen des Lebens gesegnet, geplagt von Fernweh, schwanke ich notorisch zwischen Dankbarkeit und inneren Aggros gegen meine Eltern, der Gesellschaft und dem Bildungssystem. Meine Sehnsucht nach innerem Frieden lässt mich zwar verzweifeln, aber im gleichen Moment empfinde ich eine tiefe Verbundenheit mit dem Universum und spüre mein Ommm.
Aber warum zum ekmek fühle ich mich noch nicht mit mir selbst verbunden?
First of all: Meine innere Kanakin muss Heimat finden!
Also, Kolonya raus, Baklava her und ein Tässchen türkischen Kaffee bitte.